Handball: Jetzt spricht der Chef – Interview mit Handball Abteilungsleiter Jürgen Frank

Interview mit unserem Handballchef Jürgen Frank
Hallo Jürgen, die Situation ist für alle nicht einfach und auch die Politik kann momentan noch keine genauen Aussagen treffen, wie es die nächsten Monate weitergehen soll. Trotzdem wollen wir dich zur aktuellen Situation im Handball befragen.

 

Wie siehst du im Allgemeinen die ganze Situation und Maßnahmen, die getroffen worden sind?
Meiner Meinung nach sind die getroffenen Maßnahmen und Beschränkungen absolut notwendig. In der jetzigen Situation müssen wir zusammenhalten und ausnahmslos allen Vorgaben der Regierung befolgen. Für mich gibt es kein höheres Gut als die Gesundheit der Menschen.

 

Die Beschränkungen haben auch Auswirkungen auf den „Sport“. Viele andere Sportarten haben ihre Saison schon abgebrochen. Wie sieht es denn im Handballsport aus?
Die erste, zweite und dritte Liga der Herren pausieren. Die Saison der ersten und zweiten Liga der Damen ist bereits abgebrochen worden. In Bayern pausieren die Seniorenteams vorerst bis 19. April.
Fakt ist zurzeit nur, dass die Jugendsaison bereits beendet worden sind. Weiterhin finden auch keine Jugendquali-Turniere im April und Mai statt. Ob überhaupt eine Jugend-Quali stattfinden wird ist noch fraglich. Wie es genau weitergeht obliegt jetzt den BHV und DHB Verantwortlichen. Die momentan nicht zu beneiden sind. Hier müssen Alternativen überlegt werden. Vielleicht können die Qualirunden erst im September gespielt werden oder man spielt dann mit zweigeteilte Bayernligen bzw. dreigeteilte Landesligen. Meiner Meinung nach muss man die Anzahl der Spieltage gering halten um einen zeitlichen Puffer zu haben. Aber hier werden die Verantwortlichen bestimmt eine gute Lösung finden.

 

Sollte es jetzt auch ein Saisonaus für die Seniorenmannschaften geben. Wie sieht dein vorläufiges Fazit für die Saison 2019/20 für die TGL Teams aus?
Der DHB hat hier schon Empfehlungen an die Landesverbände herausgeben. Entschieden ist aber noch nichts. Ich gehe aber von einem Abbruch der Saison aus, was leider alternativlos ist. Trotzdem kann ich mit einem sehr guten Gefühl auf unsere Saison „zurückblicken“. Wir konnten in jeder Altersklasse mindestens eine Jugendmannschaft stellen und hier gab es eine gute Weiterentwicklung aller Spieler und Spielerinnen. Auch im Seniorenbereich ist es „überragend“ gelaufen. Unser Farm Team #Herren2 haben sich toll entwickelt. Die ganze Saison über waren bereits zahlreiche A-Jugendliche im Einsatz. Schnell war der „Klassenerhalt“ gesichert und man konnte sich in der Rückrunde schon auf die „neue“ Saison vorbereiten. Ebenfalls fördert das zeitgleiche Training der U19 mit unseren H3 Team unsere Jungspunde.

Unsere #Damen haben in der Landesliga Süd eine tolle Saison gespielt. Momentan stehen sie auf Platz 3. Ziel war der Klassenerhalt bzw. Mittelfeldplatz. Mit diesem kleinen Kader und dem Verletzungspech vor und während der Saison ist die Leistung noch höher einzuschätzen. Auch wenn der Aufstieg „theoretisch“ noch möglich wäre, hatten wir den Aufstieg nie im Blick bzw. als Ziel. HT München mit seinem hochkarätigen Kader wäre der verdiente Bayernliga-Aufsteiger. Wir hätten uns zwar auf ein spannendes Rückspiel gefreut, aber ich glaube, das wird es leider nicht geben. Auch der Tabellenzweite Laim wäre ein qualitativ hochwertiger Bayernligist für die Saison 2020/2021, aber hier müssen alle abwarten.

Die bisherige Saison unserer #Herren1 ist in vielerlei Hinsicht positiv abgelaufen und die Jungs haben bewiesen, dass es im Handball, noch stärker als in anderen Sportarten, auf das „Team“ und den Zusammenhalt ankommt. Die Jungs haben tolle Spiele abgeliefert und mit Kampf und Leidenschaft überzeugt. Vor allem das „letzte“ Spiel gegen Bayreuth war Werbung für unseren Handballsport! Ein absolutes Top-Spiel mit einer vollen Halle und einen engen positiven Ausgang für uns. Man musste sich schon öfters die „Augen reiben“, wenn man während der Saison die Tabelle betrachtet hat. Mit diesem momentanen Tabellenplatz hat vor der Saison wirklich niemand gerechnet. Sollte die Saison frühzeitig beendet werden, so können alle Verantwortlichen trotzdem stolz auf eine tolle Saison sein.

 

 

Wie wird deiner Meinung nach die Saison 2020/2021 aussehen?
Das ist schon fast Kaffeesatz lesen.
Aber hier muss man darauf bauen, dass der DHB und der BHV kreative und faire Lösungen für alle Mannschafen finden wird. Die wahrscheinlichste Lösung, dass die Liegen so bestehen bleiben wie in der Saison 2019/20. Somit wird es keine Absteiger geben.

 

 

Was ist aber mit den Teams die um den Aufstieg kämpfen?
Für alle Teams die „oben“ mitspielen wäre ein Saisonabbruch natürlich bitter. Aber auch hier sucht der DHB und auch die Verbände nach Lösungen. Von erster bis zu der dritten Liga soll der Spielbetrieb momentan noch fortgeführt werden. Für alle anderen Ligen hat der DHB schon eine Empfehlung des „Saisonabbruchs“ herausgegeben. Hier ist aber noch nichts fix.
Meiner Meinung nach kommt es auf eine gute Kommunikation zwischen dem DHB und den Vereinen an. Alle Vereine sollten erneut befragt werden. Ob ein Verbleib in der Liga bzw. ein Auf oder Abstieg gewollt ist. Denn auch an den Vereinen geht die Krise nicht spurlos vorbei.
Aus bayerischer Sicht hoffen wir natürlich, dass die Brucker Panther in die 2.Liga aufsteigen. Nach Ihrer fantastischen Saisonleistung und extremen Mühen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. So wie auch die anderen Drittligisten die aufsteigen wollen. Hier gab es auch schon Vorschläge, dass man in der neuen Saison in einer „zweigeteilte“ zweite Bundesliga spielen könnte. Aber wie bereits erwähnt hier ist noch nichts entschieden. Wir können darüber nur spekulieren. Zusätzliche Spieltage gäbe es ja durch die Absage des Pokalwettbewerbes 20-21.

 

 

Wie ist die Lage in der Bayernliga Herren, die ja bestimmt einen engen und spannenden Endspurt geboten hätte?
Ja, wenn man sich die Punkteabstände ansieht ist es natürlich schade, dass wir die Saison wahrscheinlich nicht zu Ende spielen können und sich somit kein Meister sportlich qualifizieren kann.
Daher ist es wichtig mit den Vereinen zu sprechen, hier geht es vor allem darum welche Teams aus den anderen Verbandsligen in die 3.Liga aufsteigen bzw. welche Drittligisten lieber freiwillig den Weg in den Verbandsbereich vorziehen würden, aufgrund der neuen wirtschaftlichen Zwänge, die ja erst seit Ende März vollumfänglich absehbar sind.

 

 

Was heißt das für die TGL, die mit den momentanen 3. Tabellenplatz immer noch im Aufstiegskampf „wären“?
Nach reiflicher Überlegung und Rücksprache mit allen Beteiligten haben wir uns entschlossen keine Meldung für die 3. Liga abzugeben. Das haben wir heute auch dem Verband, sowie unseren Handballfreunden aus Bayreuth und Günzburg bereits mitgeteilt. Ich hoffe das der BHV und die 2 Vereine eine gemeinsame Lösung für einen möglichen Aufstieg vereinbaren können. Denn egal, ob Wintertabelle, jetziger Stand, Norwegisches Modell mit Punktekoeffizient oder Los – alles ist irgendwie nicht befriedigend.

 

 

Gibt es schon Aussagen, wann genauere Infos vom Verband kommen werden?
Wie man dem letzten Infoschreiben des BHV entnehmen kann, strebt man scheinbar eine einheitliche Lösung in den einzelnen Landesverbänden unterhalb der 3.Liga an und hier soll dann spätestens nächste Woche eine entsprechende Abstimmung erfolgt sein. Weiter wird man hier bestimmt noch bis nach Ostern abwarten, wie sich die Politik, das weitere öffentliche Leben vorstellt. Somit heißt es auch für uns – Ruhe bewahren und abwarten und dann die entsprechenden Entscheidungen mittragen und umsetzen.

 

 

Trotz der schwierigen Situation und der Ungewissheit – was waren deine persönlichen Highlights der bisherigen Saison?
Für mich und auch viele andere im Verein war die Aktion 800 „Landshuter für Landshuter“ für die Oberbürgermeisterstiftung das absolute Highlight – vielleicht auch der letzten Landshuter Handballjahre. Ein Versprechen kann jetzt schon geben, wenn wir uns wieder in „normalen“ Handballzeiten bewegen, werden wir bestimmt ziemlich zeitnah eine ähnliche Aktion starten. Denn wir glauben, das gerade jetzt in Not geratene Landshuter Bürger jede Unterstützung benötigen.
Aber auch der allgemeine Zuspruch der Zuschauer und der Zusammenerhalt der „TGL-Handballfamilie“ macht mich sehr stolz. Wir haben wirklich ein tolles Handballjahr mit vielen Highlights, die ich hier nicht alle ausführen kann. Zum Abschluss möchte ich mich an dieser Stelle noch bei unseren Trainern und allen Helfern bedanken. Gerade unseren Sponsoren gilt ein großer Dank, denn viele machen zu Zeit sehr harte Zeit durch – Danke.

 

Eine Bitte!
Jeder Handballer/in hat im Team gelernt sich an Absprachen zu halten – daher bitte legt dieselbe Disziplin jetzt an den Tag und haltet Euch an die Vorgaben und Beschränkungen der Regierung. Nur so können wir miteinander diese schwierige Situation meistern.
Bleibt alle gesund. Bleibt optimistisch. Bleibt diszipliniert.
Auf ein baldiges Wiedersehen in der Halle eurer Jürgen Frank.

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